Wattenheimer Burgmuseum, Museum der mitteleuropäischen Burg

 

Kleine Stilkunde zu den Bauformen am Burgmodell Trutzegge - Loewenstein 

 „Was man weiß, das sieht man.“ Das stellte schon Johann Wolfgang von Goethe fest. Um eine Burg richtig zu verstehen, ist es unerlässlich, sich mit verschiedenen Baudetails wie Schießscharten, Fenstern, Bauschmuck wie Bogen – und Klötzchenfriesen, Zinnen und Pechnasen (Machicoulis) sowie Holzwehrgängen aller Art auseinanderzusetzen und sie zu studieren. Dieser Schrieb ist auch gut für Lehrkräfte geeignet, die mit ihrer Schulklasse eine Burg besichtigen wollen.

 

Die Figuren von Blatt 1 und 2: Verschiedene Formen von Schießscharten, welche zum großen Teil auch am Burgmodell Trutzegge - Loewenstein vorkommen.  

 

Die Figuren von Blatt 1:

Figur 1: Schlitzscharte für einen Armbrustschützen. Zu finden an der Fleckenmauer von Dalsheim und an der Stadtmauer von Freinsheim (leider teilweise zugemauert).  

 Figur 2: Schlitzscharte für einen Bogenschützen. Es ist die Schießscharte für den Langbogen. (Siehe Neuleiningen, 1240 – 1248, Stadtmauer von Meisenheim am Glan, 1320). Ab Mitte des 14. Jahrhunderts kamen dann größere Schlitzscharten für den Langbogen in Gebrauch, siehe Burg Reichenberg bei St. Goarshausen oder die Schildmauer der Schönburg am Rhein. Der Langbogen war durchaus bekannt, aber hauptsächlich die Waffe des kleinen Mannes. Erst durch die Erfolge der Engländer im 100-jährigen Krieg (1346 Crecy, 1356 Portiers, 1415 Azincourt) wurde er auch in Mitteleuropa populär und verschiedene Fürsten, zum Beispiel Burgund, rüsteten ihre Armeen mit dieser Waffe aus. Im Gegensatz zu einer Schießkammer, wie sie auf der Altleininger Burg hinter dem Schwimmbad-Kiosk vorkommt, wo man für den Schuss bis zur Schartenöffnung  gehen und besser sehen konnte, musste man sich auf Neuleiningen hinter die Scharte stellen und auf gut Glück den Pfeil oder Armbrustbolzen durch den schmalen Schlitz ins Freie schicken.   

 

Figur 3: Kreuzschlitzscharte für Armbrustschützen. 

Figur 4: Kreuzschlitzscharte für einen Bogenschützen. Kreuzschlitzscharten gibt es hauptsächlich an Burgen in England (Tower in London) und Frankreich (Papstpalast von Avignon) und den Kanalinseln, wie auf Mont Orgueil Castle auf der Insel Jersey (Figur 3, Blatt 1). Oft befanden sich solche Schießscharten auch in breiteren Zinnen, eine Zinne konnte von 80 Zentimetern bis ungefähr 2 – bis 2,50 Meter breit sein. Durch den Querschlitz konnte man seitlich hinaus schauen, einen Angreifer früher sehen und den Schuss besser vorbereiten. 

 

Die Figuren 5 – 27 auf dem Blatt 1 sowie die Figuren 28 bis 35a auf Blatt 2 befassen sich fast ausschließlich mit Schießscharten für Feuerwaffen. 

 

Figur 5: Schlüssellochschießscharte mit Querschlitz. Durch die runde Öffnung konnte man den Büchsenlauf einer Handfeuerwaffe, der damals (ab 1364) gebräuchlichen Hakenbüchse stecken. Siehe Mauerteil am Hambacher Schloss, letzte Ringmauer vor der Hauptburg (Kernburg).

 

Figur 6: Dasselbe in höherer Ausführung. Zu sehen in St. Malo, Fougeres und auf dem Mont St. Michael, Frankreich. 

Figur 7: Kreuzförmige Schießscharte mit runden Öffnungen für den Schuss nach links und rechts sowie schräg nach unten.

 

Figur 8: Kreuzförmige Schießscharte mit runden Öffnungen für den geraden und den schrägen Schuss. Öffnungen für den schrägen Schuss waren wichtig, damit man Angreifer, die schon sehr nahe an der Wehrmauer oder am Mauerfuß, also normal schon im toten Winkel standen, treffen konnte.

 

Figur 9 und 10: Höhere Schlüssellochschießscharten für den geraden und schrägen Schuss.

 

Figur 11 und 12: Kleinere Schlüssellochschießscharten für den geraden und schrägen Schuss. Figur 11 findet man an einem Zwingerturm der Burg Landeck, Figur 12 ist in unten etwas verkürzter Form am Haintor in Freinsheim vertreten.

 

Figur 13 und 14: Schaufelscharten. Kommen an bayrischen Burgen um Bad Reichenhall und im Salzburgischen (Festung Hohensalzburg) vor. Sie dienten hauptsächlich dem Schrägschuß (Mauerfußbereich), konnten aber auch in der Mitte noch eine runde Öffnung für den geraden Schuss haben (Figur 14).  

 

Figur 15: Schlüssellochschießscharte für den geraden Schuss. Kommt in Freinsheim an den Stadtmauertürmen, in Dalsheim an den Türmen der Fleckenmauer, (in den schräg nach unten verlaufenden Schartennischen versenkt), am Ulrichsturm von Göllheim, am Roten Turm in Asselheim vor. Tiefliegende, in Schartennischen versenkte Schießscharten dienten dem besseren Schutz des Schützen vor dem Direktbeschuss.   

Figur 16: Schlüssellochschießscharte für den schrägen Schuss. Kommt am Roten Turm von Asselheim, den Stadtmauertürmen von Freinsheim, den Türmen der Fleckenmauer von Dalsheim und in Form der Figur 31A, Blatt 2 am Ulrichsturm in Göllheim und an einem Hausgiebel auf Burg Neuscharfeneck vor. 

Figur 16A: Schlüssellochschießscharte für den schrägen Schuss. Zu finden in den Zinnen der Stadtmauertürme in Freinsheim und im zweiten Obergeschoß des Wattenheimer Kirchturmes und in großer Ausführung (wohl für Doppelhakenbüchsen) an den Ecktürmen des befestigten Dörrenbacher Friedhofes.   

 

Die Figur 16B ist an den Zwingertürmen der Burg Landeck zu finden. Eine dieser Schießscharten versuchte man vielleicht zu erweitern oder sie wurde beschädigt. Außerdem haben die Zwingertürme der Wachtenburg bei Wachenheim in den noch erhaltenen Zinnen und ihren Mauern solche Schießscharten. In einem Flankenturm wurde anscheinend eine solche Schießscharte erweitert, um ein kleineres Geschütz aufnehmen zu können.  

 

Figur 17: Schießscharte für Handfeuerwaffen, 15./16. Jahrhundert. Zu finden in Neuleiningen an der Stadtmauer neben dem Kriegerdenkmal sowie auf der Burg Neuscharfeneck. 

 

Figur 18: Querschlitzscharte. Gleich mehrere findet man am Heidelberger Schloss nahe dem Elisabethentor. Außerdem am Treppenturm der Burg Diemerstein sowie am Torbollwerk (inneres Tor) der Feste Kufstein, Tirol. Am linken Turm der Schildmauer auf Burg Neuscharfeneck ist auch solch eine Schießscharte.

 

Figur 19: Querliegende Schlüssellochscharte: Zu finden am Ulrichsturm, Göllheim und dem Roten Turm in Asselheim. In Göllheim sind zwei dieser Schießscharten etwas vergrößert ausgeführt. Der Vorteil des Querschlitzes (siehe kreuzförmige Schießscharten) liegt auf der Hand. Man konnte nach links und rechts schauen und einen Angreifer eher sehen als bei einer Schießscharte mit senkrechtem Schlitz. Eine etwas kürzere Ausführung befindet sich am Torturm des Eisentores in Freinsheim.   

 

Figur 20: Querliegende Schlüssellochschießscharte für den Schuss nach links. Zu finden in der Kernburg der Burg Rötteln bei Lörrach. Diese Schießscharte hatte das Tor und die Brücke zu decken.

 

Figur 21 und 22: Brillenscharten. Waren für den Schuss nach links und rechts konzipiert. Figur 21 befindet sich am Torturm des Eisentores in Freinsheim, Figur 22 auf der Burg Altdahn zwischen dem Oberburgfelsen und der Plattform des nördlichen Geschütz – und Torturmes. Es gab dann noch eine Form der Brillenscharte, wo die runden Schießöffnungen enger zusammen lagen und zum Auffangen der Kugeln gestuft waren. So zu sehen auf der Burg Neudahn bei Dahn im Wasgau, am ersten Tor der Burg Nanstein bei Landstuhl (Sternbastei um 1590), am Turm der Grünstadter Martinskirche und neben dem Tor der Emichsburg in Bockenheim. 

 

Figur 23: Schräg verlaufende Schießscharte, vorne hoher, breiter Schlitz, nach innen sich verjüngend. Ermöglichte ein weites Blick – und Schussfeld. Man konnte auch dann noch einen Angreifer treffen, wenn dieser schon am Mauerfuß stand. Zu finden an den Burgen Guttenberg am Neckar, Stahleck bei Bacharach, Rheinfels bei St. Goar. 

 

Figur 24: Senkscharte zu Bekämpfung des Feindes am Mauerfuß. Ähnlich wie Figur 23, jedoch kleiner. Zu finden auf Burg Hochosterwitz, Kärnten Österreich. 

 

Figur 25: Erweiterte Schlitzscharte zum Durchstecken eines Büchsenlaufes. Zu finden an der Stadtmauer von Avignon, Frankreich, Schildmauer der Schönburg in Oberwesel am Rhein, Schießscharte in Neuleiningen neben dem Obertor.  

Figur 26: Runde Schießöffnung. Zu finden in der äußeren Ringmauer der Burg Rötteln bei Lörrach und an einem ehemals gedeckten Gang zwischen der Ober – und Unterburg daselbst, an der Schenkelmauer zwischen Hufeisenturm und der zweiten Mauer der Burg Lichtenberg bei Kusel sowie an einer Ecke der Hartenburg bei Bad Dürkheim und in einer Zinne an der Burg Combourg über dem gleichnamigen Ort in der Bretagne, Frankreich.  

 

Figur 27: Querliegende Schießscharte mit drei runden Öffnungen. Man konnte in drei Richtungen schießen, nämlich nach links, rechts und geradeaus. Zu finden in der äußeren Ringmauer der Burg Rötteln bei Lörrach sowie an Bauten der Stadtmauer von Weißenburg im Elsass.

 

Die Figuren auf Blatt 2:

Figur 28: Kanonenschießscharte für ein großes Geschütz, siehe Hartenburg bei Bad Dürkheim und Nanstein bei Landstuhl. 

 

Figur 29: Schießscharte für kleines Geschütz, siehe Wasserburg Nersen, Rheinland. 

 

Figur 30: Maulscharte für Geschütz. Siehe Turm Kleinfrankreich gegenüber dem Berwartstein, Burg Altdahn  Geschütz – und Tortürme, zweiter Torbau der Kernburg in der Burg Nanstein und Treppenturm (drittes Tor der Kernburg) der Burg Nanstein und an der Bastei Münze, Hartenburg. Konnte auch einen geraden Sturz und dann den gemauerten Stichbogen haben. 

 

Figur 31: Schlüssellochschießscharte in einer Maulscharte versenkt. Siehe Stadtmauertürme von Dinan, Bretagne (1477 – 1487) sowie die Stadtmauertürme vom Mont St. Michel, Normandie, von 1434, beide in Frankreich.  

 

Figur 31A: Zu finden am Ulrichsturm, Göllheim. Unter der runden Öffnung für den Büchsenlauf setzt sich der Schlitz noch ein bisschen fort. An der Feldseite des Ulrichsturmes auch als Schießscharte für ein größeres Kaliber. Außerdem zusammen mit der Figur 31B an einem Hausgiebel der Burg Neuscharfeneck zu finden.

 

Figuren 32, 33, 34: Schlüssellochschießscharten für kleinere Kanonen.

Figur 34 zu finden am inneren Tor des deutschen Tores in Metz, Figur 32 in Tann an einem Stadtmauerturm. Figur 33 findet man an den Zinnen eines hufeisenförmigen Schalenturmes auf der Burg Frankenstein an der Bergstraße, in der Schildmauer der Burg Grafendahn bei Dahn und im Erdgeschoß des Wohnbaues der Kölner Burg von Andernach.

 

Figur 33A findet man am Kerzenheimer Tor, Göllheim. Da das Kerzenheimer Tor ein Bau von 1779 ist (Rokokozeit), dürfte diese Schießscharte von einem spätmittelalterlichen Vorgängerbau stammen. Runde Öffnung ungefähr 25 cm Durchmesser, daher vielleicht für ein kleines Geschütz oder eine Doppelhakenbüchse bestimmt. Außerdem findet man zwei solcher Schießscharten in der ersten Schildmauer der Madenburg bei Eschbach.

 

Figur 35: Für ein kleines Geschütz erweiterte Schlüssellochschießscharte. Zu finden neben dem (verschwundenen) zweiten Tor der Wachtenburg bei Wachenheim. Ähnliche Schießscharten sind in einem Abschnitt der Freinsheimer Stadtmauer zu finden.

 

Figur 35A: Schlüssellochschießscharte für ein kleines Geschütz, zu finden in Tann, Südelsass  an einem Stadtmauerturm und auf Burg Bürresheim in der Eifel an einem Flankenturm.

 

Figur 36: Scharwachttürmchen.

Figur 37: Wehrerker an einen zweistöckigem Wehrgang gebaut.  

 

Blatt 3: Verschiedene Zinnen.

Zinnen konnten eine Breite von 70/80 Zentimetern und 2,50 Metern haben. Eine Zinne ist ein Schild aus Stein, hinter dem der Verteidiger Deckung finden und in Ruhe einen Schuss vorbereiten konnte. Den Zwischenraum zwischen zwei Zinnen nennt man Zinnenlücke. Oft waren die Zinnenlücken mit Klappläden verschlossen, die man für einen Schuss leicht aufstoßen konnte. An manchen Burgen sind diese noch erhalten, so bei der Burg Taufers in Südtirol. Bei anderen Befestigungen sieht man noch deren Aufhängevorrichtung wie spezielle Steine mit Aussparungen (Mont St. Michel, Normandie, Schildmauer Burg Guttenberg am Neckar, Wachtenburg bei Wachenheim) oder Kragsteine mit einer tiefen Rille (Kirchturm von Göllheim, Grauer Turm von Marnheim). Bei letzteren waren die Klappläden zum Schließen der Fenster gedacht. Hier sind die gängigsten Formen von Zinnen, die auch am Burgmodell Trutzegge – Loewenstein vertreten sind:

 

Figur 1: Einfache Form.

Figur 2: Zinnen mit Schlitzscharten kombiniert.

Figur 3: Zinnen mit Schlüssellochschießscharten kombiniert, so an einigen Stadtmauertürmen in Freinsheim und Pfeddersheim sowie am Wehrturm der Martinskirche in Bockenheim.

Figur 4: Zinnen mit sogenannten Bischofshauben als Abdeckung. Diese dachförmigen Abdecksteine ermöglichen ein schnelleres Ablaufen von Regen – und Schmelzwasser, außerdem finden Wurfanker, an denen man mittels Seil hochklettern konnte, einen schlechten Halt. Zu dem gleichen Zweck sind manche Zinnen oben rund gemauert. 

Figur 5: Schwalbenschwanzzinnen. Sie sind eine italienische Form der Zinnen, aber es gab natürlich auch die normale Form in Italien. Kamen um 1270 schon nach Südtirol (Gescheibter (heißt so viel wie runder) Turm in Bozen. Im 15. Jahrhundert und 16. Jahrhundert tauchen sie als Zierzinnen in Österreich und Süddeutschland auf. Der Bürgerturm in Pfeddersheim dürfte der nördlichste in Deutschland gelegene Bau mit Schwalbenschwanzzinnen sein. Sie sind mit Schlüssellochschießscharten kombiniert. Interessant: Der Kreml von Moskau hat auch Schwalbenschwanzzinnen. Er wurde Ende des 15. Jahrhunderts von italienischen Baumeistern erbaut, denkt man sich die Zwiebeldächer an den Türmen weg, sieht man eine spätmittelalterliche italienische Burg. 

 

Blatt 4: Bogenfriese

Figur 1: Rundbogenfries aus kleinen Rundbögen aus Werksteinen, siehe Stadtmauertürme von Freinsheim. Zwei Stadtmauertürme von Bacharach am Rhein haben ebenfalls einen solchen Rundbogenfries, ein Stockwerk tiefer dann je drei gemauerte große Spitzbögen.

Figur 2: Rundbogenfries aus größeren Rundbögen aus Werksteinen, siehe am Diebsturm in Neuleiningen, an einem Stück Ringmauer der Burg Neuscharfeneck und am Grauen Turm in Marnheim. Der Graue Turm in Marnheim ist das Überbleibsel einer Wehrkirche. 

Figur 3: Stichbogenfries aus Werksteinen.

 

Figur 4: Spitzbogenfries (gotisch) aus Werksteinen. Zu sehen am Türmchen der Wasserburg in Lauterecken mit Bögen unterschiedlicher Größe (was der Schönheit aber keinen Abbruch tut), an der Mantelmauer der Oberburg auf der Burg Lichtenberg, hier auf zwei Konsolsteinen verlaufend.

 

 

Figur 5: Gotischer Maßwerkfries. Zu sehen am Geschützturm, dem Palas und dem Wohnturm der Kölner Burg in Andernach. Zwei solcher Maßwerkbogenfriese übereinander befinden sich an den Erkertürmchen des Wohnturmes dieser Burg und am wehrhaften Palas des Auerbacher Schlosses bei Bensheim. Maßwerkbogenfriese auf zwei Konsolsteinen haben der Bergfried der Kölner Burg in Kempen und drei Türme der Kölner Burg in Lechenich, Rheinland. Es könnte sich dabei auch um Machicoulis (Pechnasen) handeln. Der runde Turm von Andernach (um 1450) hat ebenfalls einen gotischen Maßwerkfries auf zwei Konsolsteinem.

Figur 6: Ebenfalls gotischer Maßwerkfries.

 

Blatt 5, Bogenfriese, Klötzchenfriese

Figur 7: Gemauerter Rundbogenfries. Zu sehen an den Stadtmauertürmen von Pfeddersheim bei Worms und an den Türmen der Wachtenburg bei Wachenheim/Weinstraße. Ein Flankenturm der Burg Bürresheim in der Eifel hat einen verputzten Rundbogenfries (wohl aus Bruchsteinen gemauert) und ein Stockwerk höher einen spätgotischen Maßwerkfries wie die Figur 5, Blatt 4. Die Stadtmauer von Andernach hat in der Nähe der Kölner Burg einen gemauerten Rundbogenfries, der auf zwei Konsolsteinen verläuft. Einen weiteren gemauerten Rundbogenfries auf zwei Konsolsteinen hat der Ochsenturm von Oberwesel (1391). Der Rundbogenfries vom achteckigen Aufbau des Ochsenturmes verläuft auf einer Konsolsteinreihe. Das Auerbacher Schloss bei Bensheim hat an den Mauern beidseitig gemauerte und teilweise gestufte Rundbogenfriese. Der Bergfried des Auerbacher Schlosses hat zwischen seinen gemauerten Rundbögen manchmal eine Pechnase mit Schlüssellochschießscharte.

Figur 8: Gemauerter Spitzbogenfries. Kölner Burg in Kempen, Rheinland.

Figur 9: Gemauerter Stichbogenfries. Zu sehen an einem Turmrest der Burg Frankenstein bei Kaiserslautern. 

 

Figuren 10 – 13: Klötzchenfriese.

Figur 10: Klötzchenfries (Konsolsteinfries), einfache Ausführung. Zu sehen an der westlichen Hälfte der Oberburg auf der Burg Lichtenberg und zwar an der Schildmauer, einem Türmchen am Westpalas, am Rossmühlturm und an den drei Türmen des Nordzwingers. Diese Bauten entstammen der Zeit um 1450.

Außerdem sind solche Klötzchenfriese zu sehen an:

Der Kyrburg bei Kirn und am neuen Schloß von Idar Oberstein und an der Schildmauer von Burg Neuscharfeneck. Außerdem an Backsteinbauten wie den Wasserburgen im Rheinland (Burg Linn), allerdings ist dort der Klötzchenfries mit Backsteinen gemauert (ein Backstein ist ein Klötzchen).

 

Figur 11: Doppelter Klötzchenfries am nördlichen Geschütz – und Torturm der Burg Altdahn bei Dahn im Wasgau, erbaut 1488. Die Klötzchen (2+4) liegen genau übereinander und werden durch die Stürze (1+3) getrennt. Siehe hierzu die Schnittzeichnung Figur 12 und die Direktansicht Figur 13. Ich kenne nur noch einen Bau mit diesem Schmuckmotiv und das ist das Schloss in Lienz, Nordtirol, Österreich aus dem Jahre 1609.  

 

Blatt 6: Bogenfries wie am Koppeltor in Amersfoort bei Utrecht, Niederlande: Der dortige Rundbogenfries verläuft im ersten Drittel der Turmhöhe und setzt sich dann teilweise in der Ringmauer unter dem Wehrgang fort. Unter dem letzten Geschoß der Türme (sie haben keine Zinnen) in Amersfoort ist kein Bogenfries. Auf der Zeichnung habe ich die Türme in den südwestlichen Zwingeranlagen  dargestellt, die Türme in Amersfoort sind dagegen achteckig und mit den anderen Bauteilen in Backsteinbauweise aufgeführt.

 

Blatt 7: Zwei oder drei Bogenfriese übereinander liegend:

Bei manchen Bauten, besonders an den Burgen am Rhein, konnten zwei und drei Bogenfriese übereinander liegen. Solche Architektur konnte einen Bau auflockern und gliedern. Um die 25 Zentimeter ging so ein Bogenfries aus dem Mauerwerk. Rechnet man das Ganze dann mal drei, dann haben wir hier bei dem Bau auf dem Bild an jeder Seite 75 Zentimeter Standfläche für die Plattform hinzu gewonnen. An folgenden Burgen findet man zwei und drei Bogenfriese übereinander:  

Burg Sooneck zwei, Burg Rheinstein drei, Schildmauertourellen Burg Stahleck bei Bacharach drei, Stadtmauertürme in Bacharach einen kleineren Rundbogenfries und einen größeren Spitzbogenfries darunter. An dem Anwesen der kath. Pfarrkirche St. Nikolaus, Bacharach zwei Rundbogenfriese übereinander (ehemaliger Zollhof). Bei den Ecktourellen der Burg Pfalzgrafenstein sind zwei und bei der Burg Rheinfels am Turm des Darmstädter Baues ebenfalls zwei Rundbogenfriese übereinander. Der Geschützturm der Kölner Burg von Andernach von 1519 hat folgenden Bauschmuck: Unten ein Gesimssteinband, dann in nächster Höhe einen Rundbogenfries aus Werksteinen, auf zwei Konsolsteinen vorkragend, am letzten Geschoß einen Maßwerkfries aus Werksteinen und unter dem Dach ein schönes Traufgesims. Und das ist alles an einem Bau!  

 

Blatt 8: Über Eck verlaufende Bogenfriese und pyramidenförmige Konsolsteine:

Figur 1: Über Eck laufender Maßwerkfries, wobei auf der Ecke immer ein Bauelement halbiert ist und auf der anderen Seite weiter läuft. Zu finden am Kirchturm von Großgmain, Österreich, nahe bei Bad Reichenhall gleich über der Grenze. Der Kirchturm wurde 1494 erbaut. Außerdem befindet sich am Treppenturm der Burg Wolfegg in der Oberpfalz, erbaut um 1500, solch ein Bogenfries und an der Franziskanerkirche in Salzburg, erbaut um 1450. Bei letzterer ist der Bogenfries aber breiter und als aufwendiges Maßwerkband, vielleicht einen oder zwei Meter breit, gestaltet. An der Schildmauer der Schönburg in Oberwesel verläuft ein Rundbogenfries über Eck, der betreffende Werkstein ist als geknickter Bogen gestaltet. 

 

 

Figur 2: Konsolsteine mit einer auf den Kopf gestellten Pyramide. Zu finden an der Wachtenburg bei Wachenheim mit gemauertem Bogenfries und am Storchenturm von Bad Bergzabern. Außerdem hat ein Stück der inneren Ringmauer der Madenburg beidseitig solche Konsolsteine mit gemauertem Bogenfries. Die Traufgesimse der vier Wehrtürme der Dörrenbacher Wehrkirche haben ähnliche Konsolsteine wie die Bogenfriese der Wachtenburg und außerdem noch gehauene Stürze.

Figur 3: Eine spitzere Form mit einem Bogenfries aus Werksteinen findet man an einer Ecke der Hartenburg bei Bad Dürkheim am zweiten Tor und an der Stadtmauer von Lahnstein an der Rheinfront, hier gemauert. Einen gleichen Bogenfries, allerdings bis auf die Konsolsteine verputzt, hat die Martinsburg in Lahnstein.

 

Figur 4: Konsolstein Wachtenburg im Detail, Vorderansicht.

Figur 5: Konsolstein Wachtenburg, Seitenansicht.

Figur 6: Konsolstein mit spitzerer Pyramide, Seitenansicht. Es gibt aber auch noch aufwendiger gestaltete Konsolsteine, die den Gewölbeauflagen von Kreuzrippen – oder Netzrippengewölben gotischer Kirchen ähneln. So mancher Baumeister arbeitete an einem Jahr an einer Burg, das nächste Jahr an einer Kirche. Deshalb die Ähnlichkeiten verschiedener Bauelemente. 

 

Blatt 9: Verschiedene Formen von Machicoulis (Pechnasenkränzen). 

Pechnasen dienten der Bekämpfung des Feindes am Fuße der Ringmauer. Denn mit Hacken und Pickeln, mit dem Mauerbohrer oder mit dem Rammbock versuchte man ein Loch in die Ringmauer zu bekommen. Zwischen den Konsolsteinen war eine Bodenplatte ausgespart. Durch dieses Loch konnte man heißes Wasser, handliche Steine oder beißenden Kalkstaub auf die Angreifer regnen lassen. Die Sache mit dem Pech funktionierte nicht, weil es zu schnell kalt wurde. Das hat ein Test bewiesen.

 

Figur 1: Pechnasen mit geradem Sturz. Zu sehen auf der Burg Fougeres in der Bretagne, den Stadtmauertürmen von Dinan, Bretagne, an den Befestigungen des Mont St. Michel, Normandie, alle drei Frankreich.  

 

 

Figur 2 Pechnasen mit geradem Sturz, der mit einem gotischen Flachrelief verziert ist. Zu sehen an fast allen Burgen der Bretagne. Kommt von einer umfangreichen Restaurierung der Burgen ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts nach Ende des Hundertjährigen Krieges. Noch an der Grand Porte von St. Malo, erbaut 1582, ist diese Form von Machicoulis zu sehen. 

Figur 3: Pechnasen mit Maßwerkbogen. Vielleicht hatten der Bergfried der Burg Kempen und drei Türme der Burg Lechernich, beides Rheinland, auch solche Machicoulis, da deren Maßwerkbögen auf zwei Konsolsteinen aus der Mauer treten.

 

Blatt 10:

Figur 4: Pechnasen mit Rundbogensturz. Zu sehen an der Burg Fougeres, Bretagne, Frankreich.

Figur 5: Pechnasen mit Spitzbogen.

Figur 6: Pechnasen mit Stichbogen.

Figur 7: Pechnasen mit aufwendigerem Maßwerkbogen.

 

 

Blatt 11: Eine ältere Form von Machicoulis. 

Eine ältere Form von Machicoulis sollen diese Form von Bögen sein. Im Gegensatz zu unserer Burgenarchitektur, wo manchmal solche Bögen an der Innenseite den Wehrgang tragen (Stadtmauer Kirchheimbolanden, Stadtmauerrest Pfeddersheim) befinden sich diese Bögen an der Außenseite. Im Scheitel haben sie einen Schlitz zur Bekämpfung des Feindes am Mauerfuß. Vielleicht der älteste Bau mit solchen Machicoulis ist der Wohnturm von Chateau Gaillard in der Normandie, erbaut von Richard Löwenherz von 1196 bis 1197. Am Turm ist die Spitzbogenform der Figur 1. Die gleiche Form ist auch am Papstpalast im Avignon aus der Mitte des 14. Jahrhunderts vertreten. 

 

Figur 2: Die Rundbogenform ist in Carcassonne in der Nähe der Porte d`Aude zu finden, ansonsten war Carcassonne mit Hurden (vorkragenden hölzernen Wehrgängen, siehe Blatt 12, Figur 5) ausgerüstet. 

 

Blatt 12: Holzbalkone, Hurden, Balkenschirme.

Figur 1: Hölzerner Balkon, wie er auch an Häusern vorkommen konnte.

Figur 2: Obergadenarchitektur. Das letzte Geschoß ist mit Brettern oder Holzbohlen zugeschlagen. In der ländlichen Architektur in Bayern, Österreich und der Schweiz sowie bei wenigen erhaltenen Burgen noch zu sehen.

Figur 3: Hurden auf Steinkonsolen mit senkrechten Holzbohlen. Hurden wurden als vorkragende Wehrgänge oder wie hier bei den Türmen als vorkragendes Obergeschoß gebaut. Sie hatten die gleiche Funktion wie Machicoulis. 

 

Figur 4: Hurden auf hölzernen Stützbalken mit senkrechten Holzbohlen. Bei Hurden mit senkrecht angebrachten Holzbohlen spricht man von Hurdengalerien.

 

Figur 5: Hurden auf hölzernen Stützbalken mit waagrecht angebrachten Holzbohlen. Bei dieser Art spricht man von Hurdenblenden. Sie kamen besonders in Frankreich und in einfacher Form bei englischen Burgen vor.

 

Figuren 6 und 7: Balkenschirme. Waren auch eine Art von vorkragenden Holzwehrgängen in Blockbauweise. Kamen im 15. Jahrhundert und im 16. Jahrhundert besonders in Bayern und Österreich vor.

Figur 6 zeigt einen mannshohen Balkenschirm, wie er noch an der Schildmauer der Burg Burghausen an der Salzach vorkommt. 

Figur 7 zeigt einen halbhohen Balkenschirm, wie er auf der Festung Hohensalzburg noch am Kuchelturm zu finden ist. Unter dem Fürsterzbischof Paris Lodron (1619-1653) wurden sie wegen der Brandgefahr entfernt und die hohen gotischen Dächer durch niedrigere Grabendächer ersetzt. 

 

Figur 8: Hurden aus Stein. Wegen der Brandgefahr bestanden bei manchen Burgen die Hurden aus ausgemauertem Fachwerk. Sie konnten sowohl Steinkonsolen als auch hölzerne Stützbalken haben. So eine Wand war in der Regel 10 bis 20 Zentimeter dick. Solch eine Hurde ist auf der Festung Hohensalzburg über der Rosspforte von 1502 und über dem Tor der Burg Grünwald bei München erhalten. Im Hunsrück hat sich das Wort Hurde bis in unsere Zeit, zumindest bei den alten Leuten, erhalten. Bei den Fuhrwerken gab es früher den Leiterwagen und den Kasten – oder Bretterwagen. Letzterer wird im Hunsrück „de Hurdewaa“, der Hurdenwagen genannt. 

 

Blatt 13: Gesimssteine als gliedernde Elemente und Bauschmuck

Figur 1: Turm wie in Fougeres, Frankreich. Die Wehrplatte kragt auf gehauenen Gesimssteinen etwas vor, die Stockwerke der Türme sind durch ein Band aus gehauenen Steinen angedeutet, die den Bau auch gliedern. Ansonsten besteht das Mauerwerk aus Bruchsteinen. 

 

Figur 2: Auf Gesimssteinen etwas vorkragende Plattform. Zu sehen am Türmchen des zweiten Tores der Burg Lichtenberg bei Kusel, dem Bürgerturm und dem runden Turm des Schlosses in Meisenheim am Glan. 

 

Figur 3: Mehrere Gesimssteinpartien übereinander. Dienen als Bauschmuck und zum Vergrößern der Wehrplatte. Zu sehen in Nürnberg am Sinnwellturm und an verschiedenen Stadtmauertürmen, so z. B. am Neutor oder am Königstor. Diese Stadtmauertürme waren ursprünglich viereckige Tortürme. Damit sie einem Geschützfeuer länger standhalten konnten, wurden sie 1559 rund ummantelt, die Tore wurden seitlich verlegt. Eine besondere Form ist an einem Turm des Auerbacher Schlosses zu sehen: Zwei Geschoße kragen immer etwas weiter vor. So springt der Turm etwas weiter aus der Mauer heraus und man bekommt in den Stockwerken etwas mehr Platz und kann die Mauer seitlich einsehen.

 

Blatt 14: Besonderheiten

Figur 1 – 4: Viereckiger Unterbau, Wehrplatte rund und an den geraden Seiten vorkragend, ansonsten auf den Ecken aufliegend.

Figur 1: Am Unterbau auf Bögen und Konsolsteinen vorkragend. 

Figur 2: Am Unterbau auf Gesimssteinen vorkragend. Ähnliche Türmchen gibt es auf der Burg Pierrefonds, Frankreich.

Figur 3: Am Unterbau auf Konsolsteinen mit geraden Stürzen vorkragend.

Figur 4: Am Unterbau auf Zwickeln vorkragend. 

Die Figuren 1 und 3 konnten zwischen den Konsolsteinen auch Pechnasen haben. 

 

Blatt 15: Besonderheiten

Figur 5: Runder Unterbau mit viereckiger Wehrplatte. Die vorspringenden Ecken der Wehrplatte werden durch Steinkonsolen getragen. Zu sehen an der Schildmauer der Sporkenburg bei Eitelnorn nahe Bad Ems im Westerwald.

In Nürnberg gibt es einen Stadtmauerturm, der unten rund und oben viereckig ist. Die vorkragenden Ecken seines letzten Geschoßes sind auf Zwickeln gebaut.

5a: Grundriß eines solchen Turmes.

 

Figuren 6 bis 9: Türme mit rundem Unterbau und achteckiger Wehrplatte.

Figur 6: Die Kanten des achteckigen Aufbaues treten auf Zwickeln kaum merklich aus der Rundung des Unterbaues hervor. Die geraden Seiten des achteckigen Aufbaues gehen in ihrer Mitte in die Rundung des Unterbaues über. Zu sehen an einem Turm der Trierer Stadtburg von Koblenz und einem Turm der Mainzer Burg in Lahnstein. Türme der Schildmauer von Burg Ehrenfels bei Bingen: Das achteckige Obergeschoß des linken Turmes springt auf gotischem Maßwerkfries auf rundem Unterbau vor, an den Flachseiten des Achteckes wurden teils zwei Konsolsteine benutzt. Beim rechten Turm der Schildmauer geht der runde Unterbau fast nahtlos in den achteckigen Aufbau über. Ähnlich wie bei der Figur 6 sind die beiden kleinen Türme des Kuhtores in Kempen, Rheinland gestaltet.

 

Figur 7: Das Gleiche wie bei Figur 6, nur wird der Aufbau von Bögen getragen. 

Figur 8: Runder Turm ins Achteck übergehend. Die Ecken des achteckigen Aufbaues sind mit der Rundung bündig, die flachen Seiten eingezogen. Am Übergang vom runden Unterbau zum achteckigen Aufbau sind an den flachen Seiten Wülste oder Zwickel. So zu sehen am Belltower im Tower von London und an zwei Stadtmauertürmen von Tann im Südelsass.

 

Figur 9: Grundriss eines runden Turmes mit Achteckaufbau: Die acht Ecken des Aufbaues springen aus der Rundung etwas vor.

Figur 10: Grundriss eine Turmes mit Achteckaufbau: Die acht Ecken des Aufbaues sind eingezogen wie bei der Figur 8. 

 

Blatt 16: Noch runde Türme mit Achteckaufbauten

Figur 1: Aus der Rundung des Unterbaues vorspringende Ecken werden hier durch drei Konsolsteine abgefangen. Siehe kleinerer Turm im Eingangsbereich der Burg Taufers, Südtirol.   

Figur 2: Aus der Rundung vorspringende Ecken werden hier durch zwei Bogenelemente aufgefangen. Der zweigeschossige Achteckaufbau hat unter seiner Wehrplatte noch einen zusätzlichen Bogenfries. Ähnlich sieht der Bergfried der Burg von Linz am Rhein aus.  

 

Blatt 17: Noch Dachformen:

Der runde Turm und seine Dächer

Figur 1: Grundriss eines runden Turmes.

Figur2: Flachere Kegeldächer für einen runden Turm, wie sie hauptsächlich während der Romanik (10. – 13. Jahrhundert) verwendet wurden. In südlichen Ländern gibt es noch heute flache Kegeldächer.

Figur 3: Hohes Kegeldach der Gotik, wurde ab dem 13. – 16. Jahrhundert, teilweise bis ins 17. Jahrhundert verwendet.

Figur 4: Draufsicht auf ein Kegeldach. In der Mitte Abschlussblech mit Turmspitze. Aber auch während der Gotik wurden in unseren Breiten manchmal noch flache Dächer gebaut. Ich muss da an die Stadtmauer von Eberbach am Neckar denken, denn die hat zwei runde Türme, nämlich den Spitzen Turm (hohes Dach) und den Stumpfen Turm (flaches Dach).

 

Dreiviertelrundes Kegeldach, für Ecktürme geeignet

Figur 5. Grundriss eines dreiviertelrunden Turmes, siehe dazu die vier runden Ecktürme der Neuleininger Kernburg. Sie waren nach der Innenseite abgeflacht und wurden in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts so auch wieder hergestellt. Aber schon in der Spätantike (Römerkastell Altieia, 223 n. Chr.) wurden solche Turmformen als Ecktürme gewählt.

Figur 6: Ansicht von der Seite, flacheres Dach.

Figur 7: Ansicht von der Seite, steileres Dach.

Figur 8. Draufsicht mit Abschlussblech und Turmspitze. Die zwei Grate an dem Übergang zur flachen Seite werden bei normalen Ziegeldächern mit Firstziegeln gedeckt, bei Mönch – und Nonnenziegeln manchmal mit einer doppelten Ziegelreihe von Mönch – und Nonnen. Bei französischen Plattziegeln,

Schiefer – oder Steinplattendächern müssen solche Ecken besonders sorgfältig gedeckt werden. 

 

 

 

Dach eines halbrunden Turmes:

Die Figur 9 stellt den Grundriss eines halbrunden Turmes dar, wie er gerne als Mauerturm bei weitgehend geraden Mauerpartien vorkommt.

Figur 10: Flachdach eines halbrunden Turmes, Vorderansicht

Figur 11. Rückansicht eines solchen Daches.

Figur 12: Steileres, gotisches Dach eines halbrunden Turmes, Vorderansicht.

Figur 13: Dasselbe als Rückansicht.

Figur 14: Draufsicht mit Abschlussblech und Turmspitze. Die zwei Grate an dem Übergang zur flachen Seite werden bei normalen Ziegeldächern mit Firstziegeln gedeckt, bei Mönch – und Nonnenziegeln manchmal mit einer doppelten Ziegelreihe von Mönch – und Nonnen. Bei französischen Plattziegeln, Schiefer – oder Steinplattendächern müssen solche Ecken besonders sorgfältig gedeckt werden.

 

Dächer von hufeisenförmigen Türmen:

Figur 15: Grundriss eines hufeisenförmigen Turmes, Die Hufeisenform geht bis in die Spätantike zurück. Siehe Römerkastell Altieia (Alzey) von 223 und die

galloromanischen Teile der Stadtmauer von Carcassonne, um 400. Im Mittelalter wurde diese Form zuerst bei Kreuzritterburgen im vorderen Orient wieder aufgegriffen, wenig später auch in Europa. Frühestes Beispiel für Europa: Stadtmauer von Avila in Spanien, 1099. Weitere Bauten, so z. B. Baumaris in Wales, spätes 13. Jahrhundert, Großbritannien, Beersel in Belgien (1491), der Kranichturm in der Stadtmauer von Neuleiningen, wohl 13. Jahrhundert (nähe Weingut Rüttger), Hohkönigsburg bei Schlettstadt im Elsaß, 1479 bis 1489 und viele andere folgten. Beim Burgmodell Trutzegge – Loewenstein sind solche Türme besonders in den Zwingeranlagen und der Vorburg vertreten.

Figur 16: Dach eines hufeisenförmigen Turmes, Seitenansicht, als spitzes Dach.

Figur 17: Dach eines hufeisenförmigen Turmes, Seitenansicht, als Dach mit First. An der Rückseite sind beide Dächer gewalmt. 

Figur 18: Draufsicht auf Figur 16.

Figur 19: Draufsicht auf Figur 17. Dir Grate der beiden Dachformem werden bei normalen Ziegeldächern mit Firstziegeln, bei Mönch – und Nonnendächern manchmal mit zwei Ziegelreihen eingedeckt. Bei Dächern mit französischen Plattziegeln, Schiefer - oder Steinplattendächern müssen solche Ecken besonders sorgfältig gedeckt werden. Dächer wie Figur 17 oder 19 haben oft zwei Turmspitzen, ähnlich wie bei einem Turmdach, das als Walmdach ausgebildet ist. Siehe dazu die Figuren 20 und 21.

Figur 20: Flaches Walmdach für einen Turm.

Figur 21: Steiles Walmdach für einen Turm. Beide Dächer haben zwei Turmspitzen. Siehe zu dem Thema auch die Figuren 11 und 12, Blatt 19 und die Erläuterungen dazu auf Seite 15. 

 

Blatt 18: Rundumlaufende Satteldächer.

Figur 1: Draufsicht eines solchen Daches.

Figur 2 Runder Bau mit einem rundum verlaufenden Satteldach. Für Rundbauten mit großem Durchmesser wie zum Beispiel die Verdierbarbarcane waren solche Dächer ideal, denn man ersparte sich einen riesigen Dachstuhl, für den man jede Menge Geld und sehr viel Holz verbraucht hätte. Außerdem waren riesige Dachstühle gute Zielscheiben für die feindliche Artillerie. Ein Dach wie die Figuren 1 und 2, allerdings mit fünf Fachwerkerkern, hatte der Westbollwerksturm der Hartenburg bei Bad Dürkheim. Anstelle eines runden Daches, das auch heutzutage noch manche Handwerker vor Probleme stellt, konnte auch ein vieleckiges Satteldach konstruiert werden (Figuren 6 und 7).

Figuren 3, 4, 5: Rundumlaufendes Satteldach für einen halbrunden Bau.

Figur 3: Draufsicht.

Figur 4: Blick von innen nach außen.

Figur 5: Außenansicht.

Auch hier konnte anstelle des rundumlaufenden Satteldaches ein vieleckiges Satteldach konstruiert werden, (siehe die Figuren 6 und 7), wie zum Beispiel am vorderen Teil der Simmensbastei. Hätte ich dort ein riesiges Zeltdach daraufgesetzt, wären die Schießscharten des Doppelturmes weitgehend nicht zu benutzen. 

 

Blatt 19: Weitere verschiedene Dach – und Turmformen: 

Figur 1: Satteldach

Figur 2 Pultdach 

Figur 3: Walmdach

Figur 4 Krüppelwalmdach. Krüppelwalmdach deshalb, weil der Walm nicht voll ausgebildet ist. Die Figuren 1, 3 und 4 können auch als Dächer von Türmen und Torhäusern vorkommen.

Figur 5: Pyramidendach 

Figur 6: Zeltdach

Figur 7: Zeltdach mit First, deshalb zwei Turmspitzen mit Wetterfahnen.

Figur 8: Kegeldach 

Figur 9: Ovales Kegeldach, siehe Rathaustürme in Aachen. Deshalb zwei Turmspitzen.

Figur 10: Dach eines Turmes mit hufeisenförmigem Grundriss. Ist wie ein Walmdach, jedoch an der Vorderseite abgerundet. Hat deshalb zwei Turmspitzen mit Wetterfahnen. Siehe die Türme in den östlichen und nordöstlichen Zwingern sowie der inneren Ringmauer des Turnierhofes.

Figur 11: Dach für einen Turm mit hufeisenförmigem Grundriss: Wie ein Pyramidendach, jedoch an der Vorderseite abgerundet. Siehe die Zwingertürme der Hohkönigsburg im Elsass und die Türme der südwestlichen und südlichen Zwinger. 

Figur 12: Dach eines Turmes mit hufeisenförmigem Grundriss: An der Rückseite Krüppelwalm, die Vorderseite abgerundet. Siehe Ronalds – und Reichelturm in den östlichen und nordöstlichen Zwingern.

 

Stufengiebel

Figur 13: Spätgotischer Stufengiebel, siehe Neuleiningen, Stufengiebel an den drei Türmen der Burg Beersel, Belgien von 1491.

Figur 14: Hochgotischer Stufengiebel, 14. Jahrhundert, siehe Palas der Burg Broich in Mülheim/Ruhr, Rheinland.

                                   

Blatt 20:

Doppeltürme

Figur 15: Dach eines Doppelturmes ohne geraden Zwischenteil: Hier sind zwei Kegeldächer zusammengebaut. Ein Turm der Burg Burghausen an der Salzach war so gebaut, leider ist er nicht mehr in dieser Form erhalten. Bei meiner Burg hat der Baumeisterturm diese Form.

Figur 16: Doppelturm mit geradem Zwischenbau. 

Figur 17: Doppelturm mit geradem Zwischenbau: Das Dach ist oval, weil die geraden Teile der Plattform auf Konsolsteinen herausgetragen sind. Die geraden Teile können als Machicoulis (Pechnasen) ausgebildet sein. Doppeltürme wie die Figur 16 gibt es: Auf der Kasselburg in der Eifel, der Ehrenburg im Hunsrück, der Burg Greiffenstein bei Gießen, der Burg Lichtenberg im Elsass und der Burg Neudahn im Wasgau. Bei der Burg Trutzegge – Loewenstein ragt aus der Simonsbastei ein solcher Turm hervor, allerdings ähnelt er der Figur 17.   

 

                     Zwerchhäuser und Gaupen

Figur 18: Dach mit Zwerchhäusern. Ein Zwerchhaus sitzt im Gegensatz zu den Gaupen immer auf der Mauer auf.

Figur 19: Dach mit Gaupen.   

Zwerchhäuser und Gaupen konnten gemeinsam auf einem Dach vorkommen, manche Dächer beherbergten drei oder vier Dachgeschoße und dem entsprechend viele Gaupen.  

                           

                         Fachwerk

Figur 20: Altdeutsches Fachwerk, Ständerbauweise. 

Figur 21: Fachwerk, wie es in Frankreich, England, Dänemark oder Spanien vorkommt. Hier sind mehr senkrecht stehende Hölzer verbaut. Siehe das Fachwerkhaus im Wirtschaftshof Klein Frankreich.  

 

 

Blatt 21: Verschiedene Fenster. 

Figur 1: Romanisches Fenster 

Figur 1a: Schmales romanisches Fenster

Figur 2: Doppelt gekuppelte romanisches Fenster. 

Alle drei Formen sind zum Beispiel am Trifels vertreten.

Figur 3: Gotisches Fenster 

Figur 4: Doppelt gekuppeltes gotisches Fenster. 

Figur 4a: Schmales gotisches Fenster, sogenanntes Lanzettfenster.

Figur 5: Dreifach gekuppeltes gotisches Fenster. Die Figuren 3, 4, und 8 kommen am Unterburgpalas der Burg Frankenstein bei Kaiserslautern vor, 

die Figur 4a am Bergfried (Nordwestturm) der Burg Neuleiningen.

 

Blatt 22: Weitere Fensterformen

Figur 6: Einfaches gotisches Maßwerkfenster.

Figur 7: Doppelt gekuppeltes gotisches Fenster mit Dreipaß im oberen Teil.

Figur 8: Doppelt gekuppeltes gotisches Fenster mit Vierpaß im oberen Teil.

Ab 1300 ungefähr kamen dann diese rechteckigen Fensterformen in Gebrauch. 

Figur 9: Einfaches Kreuzstockfenster. Zu finden am Wohnturm der Burg Dinan, Bretagne.

Figur 10: Stichbogiges Kreuzstockfenster. 

Figur 11: Kreuzstockfenster mit Maßwerkflachrelief im Sturz. Zu finden am Ostpalas der Burg Lichtenberg bei Kusel um 1350 und an alten Gebäuden in Metz, Lothringen. Die Fensterkreuze der Kreuzstockfenster sind aus Stein gearbeitet.

Figur 12: Einfaches Rechteckfenster mit Maßwerkflachrelief. Zu finden an alten Häusern in Metz und außen am Museum in Nancy, Lothringen (Herzogspalast).   

  

Blatt 23: Der Butterfassturm

Die Form des Butterfassturmes erscheint bei verschiedenen Bergfrieden oder von der Lage her wichtigen Stadtmauertürmen. Sie können viereckig oder rund sein, doch eines haben alle gemeinsam: Sie haben einen schmäleren Aufbau, der vor diesem dann einen umlaufenden Wehrgang ermöglicht. Hier möchte ich einige Butterfasstürme aufzählen:

1.    Der runde Turm von Andernach von 1450. Runder Unterbau, achteckiger Aufbau mit Zwerchhäusern.

2.    Der Ochsenturm von Oberwesel von 1391. Runder Unterbau, achteckiger Aufbau.  

3.    Der Hexenturm von Idstein im Taunus. 

4.    Der Bergfried der Marksburg bei Braubach, ähnlich der Figur 3. Viereckiger Unterbau um 1200, runder Aufbau um 1400.  

5.    Nürnberger Türme, ähnlich Figur 2, wie z. B. der Sinnwellturm auf der Kaiserburg oder die hohen Türme der Stadtmauer, so am Königstor und Neutor u. a. In der heutigen Ausführung stammen sie vom Jahr 1559.

6.    Der Bergfried des Auerbacher Schlosses bei Bensheim, ähnlich der Figur 2, Unterbau und Aufbau rund.

7.    Der Bergfried der Burg Kronberg im Taunus, ähnlich der Figur 1, Unterbau viereckig, Aufbau viereckig. 

In Frankreich gibt es auch den Butterfassturm und zwar bei manchen Loireschlössern, die auf eine Burg zurückgehen oder den Burgen Pierrefonds, Fougeres, Vitre, St. Malo, Dinan und Vincennes bei Paris. Das Westbollwerk der Hohkönigsburg von 1560 hat einen Turm als Butterfassturm ausgebaut. 

 

Blatt 24: Stauferzeitliches Buckelquadermauerwerk, 12./13. Jahrhundert

Schon in der Antike wurden manche Bauten in Buckelquadermauerwerk erstellt, so die runden Teile des hellenistischen Tores in Perge in der heutigen Türkei. Die Buckelquader mit Randschlag an seinen beiden runden Türmen sehen den stauferzeitlichen sehr ähnlich. In der Zeit der Kaiser und Könige aus dem Haus der Staufer war Buckelquadermauerwerk wieder modern. Besonders im deutschen Südwesten und im Elsass gibt es zahlreiche Bauten mit solchen Mauern. Beim Buckelquader ließen die Steinmetze die Bosse (roher Stein) in der Mitte als Erhöhung stehen, lediglich der Rand wurde flach abgearbeitet (Randschlag). Aber es gibt auch Buckelquader ohne Randschlag. (Teilweise an der Altleininger Burg und der Hardenburg). Manchmal wurden die Buckel auch kissenartig herausgearbeitet (Trifels). Jeder Steinmetz hatte sein eigenes Zeichen, das er wegen der Lohnabrechnug in seine Quader meißelte (Steinmetzzeichen). In späterer Zeit wurde der Buckelquader nicht mehr so oft verwendet, jedoch treten sie immer noch vereinzelt auf. (Nördlicher Geschütz – und Torturm der Burg Altdahn bei Dahn von 1488, Kurpfälzischer Marstall in Heidelberg von 1512). Jedoch erreichen sie oft nicht die Schönheit der stauferzeitlichen Buckelquader. Die dritte Stadtmauer von Nürnberg (4,5 Kilometer lang) ist z. B. fast gänzlich mit Buckelquadern errichtet. Sie wurde von 1400 bis 1450 erbaut. In Spätmittelalter und Renaissance gab es dann auch Buckelquader in Prismen – oder Diamantform.